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Donnerstag, 15. Juli 2010

The body and the city– Kunst als Interface

Bild Kunst als Interface

„Mannequins or people? They were also the same thing: Models.“ Dies konstatiert Steve Pile (The body and the city, Psychoanalysis, space and subjectivity) bei der Beschreibung eines Schaufensters mit Schaufensterpuppen, bei deren Anblick er allerdings irritiert genauer hinschaut, ob es sich tatsächlich um Puppen oder Menschen handelt. Auf der Metaebene der Betrachtung spielt diese Differenzierung allerdings keine Rolle – auch Menschen aus Fleisch und Blut sind in dem Sinne der Stadt als Bühne, ebenfalls Modelle. Doch sie sind nicht nur eingekleidet in Kleidungsstücke, wie die Bestimmung der Puppen, sie sind eingekleidet in ihren Habitus (als Manifestation unserer gesellschaftlichen Position und unserem Lebensstil, vgl. Pierre Bourdieu) und eingebettet in einen absoluten, relativen und relationalen Raum (vgl. David Harvey), bzw. einen physisch-materiellen, gesellschaftlich-strukturierten und subjektiv-erlebten Raum (vgl. Henri Lefebvre).




Der Raum, in dem wir uns bewegen ist auf zweifache Art eine Dreiheit von Räumen. Als Objekt betrachtet bewegen wir uns in einem absoluten Raum der Objekte, der gesellschaftlich strukturiert ist mit einer persönlichen Antriebskraft, subjektiv gesehen sind wir Körper, die sich relativ zu anderen Körpern bewegen, aus unserer gesellschaftlichen Position heraus, die ein bestimmtes Verhalten produziert, mit unserem persönlichen Wissen, Gefühlen, und unserer Wahrnehmung.



Kunst im Stadtraum, im Gegensatz zum Galerieraum, ist zeitgebunden, ortsgebunden und gelöst von den Bedingungen und Attitüden der Kunstrezeption. Sie hat keinen äußeren Rahmen, der die Wahrnehmungsweise determiniert, bzw. das ausgestellte Objekt als Kunst ausruft.




Das heißt, der im Galerieraum passive Rezipient wird zum aktiv Partizipierenden und die Kunst modifiziert vom Objekt zum Prozess. Der Rezipient muss sich selbst seine spezifische Annäherung zur Kunst schaffen, was auch bedeutet, dass die Kunst einen weiten Spielraum der Aneignung vorhalten muss. Das Kunstwerk ist nicht abgeschlossen und vollendet, wenn es auf den Betrachter trifft, sondern beginnt erst in der Kommunikation und der Wechselwirkung mit dem zum Partizipierenden werdenden Betrachter mit der Entfaltung seiner künstlerischen Intention. Der Künstler bereitet einen Rahmen vor, schafft einen Möglichkeitsraum, der in der Wechselwirkung einen Prozess auslöst.



The point is not just to produce another thing for people to admire, but to create an opportunity – a situation – that enables the viewers to look back at the world with renewed perspectives and clear angles of vision. (Patricia Phillips)


Konstanze Noack

Photographien powered by atelier mohr

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